Ein ohrenbetäubendes Pfeifen fährt uns durch Mark und Bein. Es kam unverhofft. Es war erschreckend. Und: Es war so süß: das Murmeltier, das sich auf dem Weg zur Berliner Hütte warnend vor uns auf die Hinterbeine stellte und aus vollem Halse schrie.
Jahrelang fuhren wir ins Zillertal zum Wandern und nie haben wir ein Murmeltier pfeifen hören. Nie hätten wir gedacht, dass es so laut ist. Dass wir uns so erschrecken. Und, dass sie sich in Seelenruhe von uns in freier Wildbahn beobachten lassen.
Fünf Murmeltier-Wanderungen im Zillertal
Wir haben fünf Murmeltier-Wanderungen für Euch zusammengestellt, bei denen wir vor lauter Murmeltiere sogar unsere Gipfel- und Hüttenziele vergessen haben 🙂
1. Wanderung zur Greizer Hütte
Fast schon eine Murmeltier-Garantie gibt es auf der Wanderung zur Greizer Hütte. An der Tristenbachalm in Ginzling parken wir unser Auto und wandern auf einer Fahrstraße durch das Floitental.
Das Floitental wirkt mit seinen steilen Felswänden an weniger sonnigen Tagen besonders rau. Lawinenabgänge, Muren und abstürzende Felsen haben das Tal geprägt. Die vielen Felsen und vor allem die alpinen Grashänge unterhalb der Felsen sind ein Paradies für Murmeltiere, die gern auf Felsen sitzen.
Am Ende des Tals – dem Talgrund – befindet sich die Materialseilbahn der Greizer Hütte. Und genau dort wird‘s spannend: Kurz bevor wir die Fahrstraße an der Materialseilbahn verlassen, beobachten wir die ersten Murmeltiere auf den Steinen links von der Straße am Berg. Lawinen und Felsstürze hat es auch hier in den letzten Wochen gegeben. Wir fragen uns, ob Murmeltiere das gut überstehen.
Kurz darauf zweigen wir auf einen schmaleren Wanderweg ab, der steil zur Greizer Hütte führt. Dort sitzt ein anderes Murmeltier direkt auf dem Weg und pfeift – ohrenbetäubend. Es flüchtet auf einen großen Stein, wo es sich lange sicher fühlt. Wir beobachten und fotografieren es in Ruhe:
Ziel: Greizer Hütte (2.227m)
Start: Parkplatz vor Tristenbachalm
Adresse: Floite 290, 6295 Ginzling
Wegweiser: ab Tristenbachalm
Schilder: Richtung Greizer Hütte
Schwierigkeit: mittelschwer
Höhenmeter: 1.177m –> 2.227m
Einkehr 1: Tristenbachalm
Einkehr 2: Steinbockhütte
Einkehr 3: Greizer Hütte
Dauer: ca. 3,5 Stunden
Wegtypen: Güterweg, Steige
Hinweise: Ausdauer erforderlich
2. Wanderung zur Berliner Hütte
Auf der Wanderung zur Berliner Hütte haben wir jahrelang keine Murmeltiere gesehen. Wie die meisten Wanderer sind wir in der Vergangenheit über den kürzeren Standardweg oberhalb der Alpenrose zur Hütte hinauf. Hier ist im Sommer so viel los, da lässt sich kein Murmeltier blicken.
Deshalb lohnt sich der Aufstieg über den Wanderweg hinter der Waxeggalm, die sich am Talende gegenüber von der Alpenrosenhütte befindet. Zwar ist dieser Wanderweg zur Berliner Hütte gut 20 bis 30 Minuten länger als die Standardvariante, dafür aber deutlich ruhiger und schöner. Unterwegs staunen wir über den herrlichen Blick auf das imposante Alpenvereinshaus.
Auf den Felsen direkt hinter der Waxeggalm sehen wir eine ganze Gruppe an Murmeltieren vor uns davon flitzen. Auch hier traut sich eines der Murmel, lange auf einem Stein zu verharren. Es schaut uns an. Ich komme näher. Und zack: Es taucht in den Felsspalten ab. Ein Stück weiter gehen wir nach einem kurzen Aufstieg wieder bergab und überraschen ein weiteres Murmeltier mitten auf dem Weg. Und wieder pfeift es – ohrenbetäubend.
Ziel: Berliner Hütte (2.042m)
Start: Parkplatz vor Tristenbachalm
Adresse: Dornauberg 70, 6295 Ginzling
Wegweiser: ab Alpengasthaus Breitlahner
Schilder: Richtung Greizer Hütte
Schwierigkeit: leicht bis mittelschwer
Höhenmeter: 1.257m –> 2.042m
Einkehr 1: Klausenalm
Einkehr 2: Grawandhütte
Einkehr 3: Alpenrosenhütte
Einkehr 4: Waxeggalm
Einkehr 5: Berliner Hütte
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Wegtypen: Güterweg, Steige
3. Wanderung zur Gartalm
Die Gartalm am Fügenberg ist ein schönes Ausflugsziel für Familien. Die kleine Alm erwandert Ihr von der Jausenstation Schellenberg aus oder ab der Bergstation der Spieljochbahn in Fügen. Sie ist nur 20 Minuten von der Geolsalm mit großer Sonnenterrasse entfernt.
Direkt hinter der Gartalm gibt es eine steile Felswand, von der sich erst vor kurzem Felsen gelöst haben. Inmitten der niedergegangenen Steine entdecken wir ein Murmeltier auf einem Felsen, das schnell an uns vorbei huscht. Lange beobachten lässt sich das Murmel nicht. Trotzdem lohnt es sich hier, die Augen offen zu halten.
Ziel: Gartalm (1.860m)
Start: Jausenstation Schellenbergalm
Adresse: Hochfügenerstraße 214, 6264, Österreich
Wegweiser: Geolsalm
Schwierigkeit: leicht bis mittelschwer
Höhenmeter: 1.310m –> 1.860m
Einkehr 1: Geolsalm (1,5 h)
Einkehr 2: Gartalm
Dauer: ca. 2h bis Gartalm
Wegtypen:
– Güterweg bis Geolsalm leicht
– Steig bis Gartalm mittelschwer
4. Wanderung zur Rotbachlspitze
Alpenmurmeltiere lieben auch große Höhen: Auf bis zu 3.000 Metern Höhe fühlen sie sich wohl. Kein Wunder, dass wir sie auch an einem Gipfel getroffen haben: auf der 2.897 Meter hohen Rotbachlspitze. Genüsslich essen wir Käse und Wurst am Gipfelkreuz, da guckt es uns mit großen Augen an. Und guckt, und guckt, und macht Männchen. Sweet.
Die Rotbachlspitze ist in vier Stunden vom Schlegeis-Stausee zu erwandern. Es ist eine mittelschwere Tour, die über das Pfitscherjochhaus führt. Erfahrt mehr über die traumhafte zur Rotbachlspitze mit Eisgipfelpanorama.
Ziel: Rotbachlspitze (2.897m)
Start: Schlegeis-Speicher Zamsgatterl
Adresse: Dornauberg 118, Dornauberg
Wegweiser: Pfitscherjochhaus
Schwierigkeit: mittelschwer bis schwer
Höhenmeter: 1.782m –> 2.897m
Einkehr 1: Lavitzenalm (1.15h)
Einkehr 2: Pfitscherjochhaus (2h)
Dauer: ca. 4 Stunden
Wegtypen:
– leichter Wanderweg, Steig
5. Wanderung zur Gerlossteinwand
Besonders nah ließen uns die Murmeltiere am Heimjoch unterhalb der Gerlossteinwand an sich heran. Den Gipfel der imposanten Gerlossteinwand könnt Ihr über einen Rundweg ab der Bergstation der Gerlossteinbahn besteigen. Zum Aufstieg empfehlen wir Euch den kurzen und steileren Wanderweg auf der rechten Seite des Gipfels, der zunächst in Richtung Arbiskogel geht. Hierfür plant Ihr ungefähr 1,5 Stunden bis zum Gipfelkreuz ein. Für den Abstieg wählt Ihr den Weg über das Heimjöchl, wo die Murmeltiere zu Hause sind.
Hinter dem Heimjoch verlassen wir den Rundweg kurz und wandern noch ein Stück in Richtung Torhelm. Nur fünf bis zehn Minuten entfernt, sonnen sich einige Murmeltiere auf einem sonnigen Berghang. Hier fühlen sich die Murmelchen nicht von Menschen bedroht. Friedlich liegen sie in der Sonne. Kein ohrenbetäubendes Pfeifen. Einfach nur Stille.
Ziel: Gerlossteinwand (2.196m)
Start: Bergstation Gerlossteinbahn
Adresse: Dörfl 396, 6278 Hainzenberg
Rundweg:
– rechter Weg zur Gerlossteinwand
– Abstieg über Heimjöchl
Schwierigkeit: mittelschwer
Höhenmeter: 1.644m –> 2.166m
Einkehr 1: Gerlossteinalm an Bergstation
Dauer: ca. 3 bis 4 Stunden in Summe
Wegtypen:
– Wanderweg, Steig
Weitere Tipps für Murmeltier-Wanderungen
Von unseren Lesern haben wir weitere Tipps für Wanderungen erhalten, auf denen Ihr vielleicht Murmeltiere treffen könnt:
- Wanderung durch das Weitental bei Hintertux: Murmeltiere trifft man oft zwischen Tuxerjochhaus und Schleierwasserfall
- Gegenüber von der Klausenalm im Zemmgrund – ebenfalls auf dem Weg zur Berliner Hütte
- Direkt gegenüber von der Hohenau-Alm im Zillergrund
Traumfoto im Zillertal: Die Hängebrücke an der Olperer Hütte
Ihr habt noch nicht genug von unseren Wandertipps? Wir haben noch mehr: Holt Euch den Wandertipp für Euer Traumfoto von der Hängebrücke an der Olperer Hütte – mit dem wunderschönen Schlegeis-Stausee im Hintergrund.
Wanderungen im Zillertal: Die tourtricks-Touren im Überblick
- Tour 01: Die Murmeltiertour
- Tour 02: Die Panoramatour
- Tour 03: Die Tour ins Paradies
- Tour 04: Die Erlebnistour mit Eisgipfel-Panorama
- Tour 05: Die Kaiser-Tour
- Tour 06: Die Schlechtwetter-Tour
- Tour 07: Die Zwei-Gipfel-Rundtour
- Tour 08: Die urige Hüttentour mit Gipfelkreuz
- Tour 09: Der geheime Gipfel
- Tour 10: Wanderung zur Grawandhütte
- Tour 11: Rundtour Olperer Hütte
- Tour 12: Fünf Zillertal-Wanderungen unter 2.500 m
- Tour 13: Pfiffig: Fünf Murmeltierwanderungen im Zillertal
- Tour 14: Einsame Gipfelwanderung mit Hütteneinkehr