Einer der schönsten Gipfel im vorderen Zillertal ist die Wetterkreuzspitze. Die herrliche Rundtour über die Wedelhütte und den Gipfel des Gedrechter ist eine Wanderung der Gegensätze. Du kannst sie erleben.
Die Wanderung im Überblick
Die geheime Rundwanderung über Wetterkreuzspitze und Gedrechter
Nur über die Schilder an der Kaltenbacher Skihütte erfahren wir von der schönen Gipfelrundtour über die Wetterkreuzspitze und den Gedrechter. Sie wird uns in die Welt von früher ohne den Skizirkus entführen und uns kurz darauf in die harte Realität dieser Zeit zurückführen. Es ist eine Wanderung der extremen Gegensätze. Trotzdem: Diese Tour lohnt sich!
Viele bekannte Zillertaler Wanderführer haben weder die Wetterkreuzspitze noch die Rundwanderung über die Wedelhütte zum Gedrechter in ihre Bücher aufgenommen. Aus unserer Sicht ist das ein Fehler. Denn der Gipfel der Wetterkreuzspitze ist einer der wenigen auf dieser Bergseite im vorderen und mittleren Zillertal, der vom Skizirkus noch unberührt geblieben ist. Von dort haben wir einen wunderschönen Blick auf Hochfügen, ins Zillertal und hinüber auf die Kellerjochkapelle – unserer persönlichen Lieblingstour mit der schönsten Aussicht im Zillertal.
Kaltenbacher Skihütte: Start beim Murmeltierland
Die Rundwanderung über die Wetterkreuzspitze und den Gedrechter startest Du an der Kaltenbacher Skihütte. Du erreichst sie über die Zillertaler Höhenstraße von Ried in Zillertal Mitte oder mit dem Höhenstraßenbus, zum Beispiel vom Bahnhof in Kaltenbach.
Ob Bus oder Auto: Du solltet bei dieser Tour genug Zeit für die Anfahrt hoch auf die Zillertaler Höhenstraße einplanen. Zwischen 45 Minuten und einer Stunde kann es dauern, ehe Du auf 1.800 Metern Höhe mit Deiner Wanderung beginnst. Mit dem Bus kommst Du direkt am Zirmstadl an. Das Gasthaus liegt zirka 2 Minuten zu Fuß von der Kaltenbacher Skihütte entfernt. Falls Du lieber mit dem Auto hinauffährtst, kannst Du am Straßenrand zwischen den Gasthäusern parken. Allerdings kostet die Auffahrt auf die Höhenstraße Maut.
An der Skihütte angekommen, wartet ein großes Murmeltiergehege auf Dich. Die Kaninchen – sonst die Stars der Kinder – sind hier nur Nebensache. Während sich hier viele Kinder mit den Tieren die Zeit vertreiben, sitzen die Eltern oft auf der Terrasse der Skihütte oder kaufen einige der ausgefallenen Souvenirs, die dort angeboten werden. Wir lassen uns nicht lange von den niedlichen Tierchen ablenken und starten die Rundtour.
Über Hubertuskapelle und Hochalm zur Wetterkreuzspitze
Wir gehen zur fünf Minuten entfernten Hubertuskapelle, von der wir bei schöner Sicht einen wunderbaren Ausblick auf das mittlere Zillertal haben. Hier führt uns der Weg noch auf einer Fahrstraße entlang bis wir die Hochalm nach zirka 45 Minuten erreichen. Dort gab es früher immer eine Brotzeit und Getränke – dieses Mal haben wir leider Pech. Es ist niemand da. Deshalb solltest Du Dich lieber nicht darauf verlassen, hier mit Sicherheit einkehren zu können.
Dabei wäre Kraft tanken an dieser Stelle noch einmal angebracht: Denn jetzt musst Du Höhenmeter machen – über einen gut markierten Weg gehst Du zirka 1 Stunde und 15 Minuten die Wiesen hinauf. Kurz vor dem Kreuz verdient sich die Wanderung ihre Einstufung als mittelschwerer Weg. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind erforderlich. Zwar können wir am Gipfelkreuz gemütlich auf dem Stein sitzen, viel Platz für Fotos und zum Auftreten haben wir aber nicht. Dafür hast Du eine grandiose Aus- und Weitsicht auf das Zillertal, wenn Du den Gipfel erreichst. So dicht am Skigebiet und trotzdem so ruhig – das ist die Wetterkreuzspitze.
Wedelhütte: Qualität auf 2.350 Metern Höhe
Fünf Minuten entfernt vom Kreuz ist ein Wegweiser, an dem wir auch beim Aufstieg vorbei kommen. Wir folgen ihm nach links und machen uns auf den Weg zur Wedelhütte. Die Wanderung führt uns am Grat entlang. In Summe müssen wir hier noch drei Anstiege nehmen, bekommen dafür aber viel Ruhe und Natur geboten und einen schönen Blick auf Hochfügen.
Zirka 1,5 Stunden, nachdem wir uns von der Wetterkreuzspitze auf den Weg gemacht habt, erblicken wir das Dach der Wedelhütte. Hier ist der ursprüngliche und naturnahe Teil der Wanderung schlagartig zu Ende. Von Baggern aufgewühlte Fahrstraßen und eine große Baugrube für einen weiteren Beschneiungsteich zeigen Wanderern, was der Massenskizirkus für Veränderungen in den Bergen bringt. Wer das Wandergebiet von früher kennt, hat hier Tränen in den Augen und wünschte sich, dass das Skigebiet hier weniger stark ausgebaut werden würde. Inzwischen ist aus der Baugrube ein prächtiger, künstlich angelegter Beschneiungsteich geworden, an dem sich einige Wanderer erfreuen.
Vom Beschneidungsteich und den Anlagen für den Skizirkus bekommst Du auf der Terrasse der Wedelhütte nichts mit. Das edle 5-Sterne-Berghaus hat im Sommer von Donnerstag bis Sonntag für Dich geöffnet. Hier ist es modern und luxuriös zugleich, trotzdem bist Du auch mit Bergschuhen willkommen und bekommst die gehobene Küche zu fairen Preisen auf den Teller. Das Essen schmeckte uns sehr gut: Das Schnitzel kam mit Preiselbeeren in einem kleinen geschlossenen Gläschen mit Wedelhütten-Aufschrift daher. Der Kaiserschmarrn überzeugte uns mit einer Kugel Vanilleeis und Pflaumen, die noch zusätzlich dabei waren. Der Besuch auf der Wedelhütte: ein echtes Kontrastprogramm zur urigen Hochalm.
Abendsonne auf dem Gedrechter
Auf dem Wirtschaftsweg an der Wedelhütte wanderst Du bergab zum Gedrechter. Der Gipfel ist mittlerweile von Wirtschaftswegen und Straßen für die Bergbahnen umzingelt und ragt nur noch als kleiner Hügel dazwischen empor. Für wenige Minuten Aufstieg verlassen wir die Straße und gehen zum Gedrechter hinauf. In Summe benötigen wir nur 45 Minuten von der Wedelhütte, um den kleinen Gipfel zu erklimmen.
Der Gedrechter liegt an schönen Tagen wunderschön in der Abendsonne. Ein herrlicher Höhepunkt für das Ende unserer Wanderung, der uns die Auswirkungen des Skizirkus wieder etwas vergessen lässt. Der Abstieg vom Gedrechter dauert nur weitere 45 Minuten und schlängelt sich auf einem recht breiten Wanderweg unschwer zur Kaltenbacher Skihütte hinunter.
Kurze Familienwanderung zum Gedrechter
Wer nicht so weit wandern möchte oder nur eine kurze Familienwanderung zum Gipfelkreuz unternehmen will, kann von der Skihütte in 1 bis 1,5 Stunden direkt zum Gedrechter wandern. Dafür nimmst Du den leichten Weg, den wir für unsere Tour als Abstieg genutzt haben. Der Weg beginnt gleich hinter dem Murmeltiergehege an der Skihütte und ist mit Bergschuhen auch für Kinder geeignet.
Und so bleibt die Zillertaler Höhenstraße rund um die Kaltenbacher Skihütte ein Ort der Gegensätze: Ein Naturerlebnis für sportlich aktive Wanderer und ein echter Spaß für die ganze Familie.
Hütte im Paradies: Zittauer Hütte am Wildgerlossee
Ist eine schöne Wanderung vorbei, sehnen sich Wanderer schon nach der nächsten. Unsere Empfehlung: die Tour zur Zittauer Hütte am unteren Wildgerlossee.