Wir streifen einsam durch Bergwiesen und Wälder. Gämse springen umher und in der Ferne ertönt leise Zillertaler Musik. Wir sind auf dem Weg zum Roller – einem einsamen, wild-romantischen Gipfel im Zillertal.
Selbst eingefleischte Zillertal-Fans kennen den Roller oft nicht. Er ist – zu Unrecht – ein vergessener Gipfel. So einsam, wild und romantisch haben wir kaum einen Berg erlebt. Das macht den Roller für uns, trotz schlichtem Holzkreuz, zu einem besonderen Platz im Zillertal.
Im Überblick: die Wanderung zum Roller
Start: Wanderparkplatz Wimmertal
Adresse: Gmünd 21, 6281
Wegweiser: ab Wanderparkplatz
Schilder: Richtung Roller folgen
Schwierigkeit: mittelschwer
Einkehr: Jausentst. Wimmertal, Klammer’s Jausenh.
Dauer: 3h bis Roller, 5h in Summe
Wanderkarte:
Start am Stausee Gmünd in Gerlos
Vom Wanderparkplatz Wimmertal in Gmünd Gerlos gegenüber vom Stausee Gmünd steigen wir nach einem kurzen Stück Teerstraße über den Wanderweg am Ortsschild Gmünd auf den Berg hinauf. „Vielleicht habt‘s Glück und der Weg ist scho gemäht.“ Diese Worte gibt uns ein Zillertaler mit auf den Weg.
Aufstieg durch dichte Wiesen und einsame Wälder
Das Glück ist auf unserer Seite: Wir folgen dem gemähten Wiesenweg, der immer wieder in einen Waldweg übergeht. Nicht steil, aber kontinuierlich geht es auf unausgetretenen Pfaden hinauf. An einem Wegweiser (1 bis 1,5 h) zweigen wir nicht ins Wimmertal ab, sondern wählen den Weg rechts zum Roller.
Ab dem Wegweiser beginnt der wild-romantische Teil dieser mittelschweren Wanderung: eine Gams erschreckt sich und springt ganz nah vor uns hinüber. Überall sehen wir Spuren von Gämsen und anderen Tieren. Hier sind wir die einzigen Menschen. Sonst gibt es nur wilde Natur und Ruhe.
Seit dem Abzweig ist der Weg nicht mehr gemäht. Wir streifen kurzzeitig durch höheres Gras bis wir wieder in den Wald wandern. Kurz vor dem Kreuz blühen Alpenrosen an Felsen. Die Wanderung macht Spaß und bringt uns am ersten Tag die ersehnte Entschleunigung nach anstrengenden Wochen im Büro.
Neuentdeckung: der Schafkogel hinter dem Roller
Am Gipfelkreuz (2,5 bis 3 h) schauen wir über ein weitläufiges Plateau mit einem Hügel hinüber zum nächsten Berg, dem Schafkogel. Dort springen wieder Gämse vor uns dahin – dieses Mal in der Ferne. Wir sind die Einzigen, die ihre Ruhe stören.
So wild wie auf dem Roller erleben wir das Zillertal sonst nur im Naturpark bei Ginzling. Am liebsten würden wir noch weiter auf den Schafkogel gehen. Er scheint rund 45 Minuten bis eine Stunde Gehzeit entfernt zu sein. Einen ausgeschilderten Weg sehen wir aber nicht.
Gipfelkreuz des Roller: so schlicht und schön zugleich
Unser Blick geht zurück zum Gipfelkreuz des Roller. Es wurde 1993 erbaut. Das schlichte Holzkreuz steht im Gegenlicht der Sonne, die sich durch die dunklen Wolken kämpft. Einzelne Sonnenstrahlen gewinnen den Kampf. Wir haben die Ruhe diese wild-romantische Stimmung zu genießen. Um uns herum erheben sich wilde Spitzen: der Torhelm, der Brandberger Kolm und die Kirchspitze. Was für ein Panorama.
Unsere Ruhe findet kurz vor dem Abstieg ein Ende. Der Wind dreht sich und wir hören die zünftige Zillertaler Musik der Jausenstation Schwarzachtal am Gipfel. Dazu kommen zwei einheimische Wanderer mit Hund zum Roller hinauf. Es sind die einzigen Wanderer, die wir an diesem Sommer- und Ferientag auf unserer Wanderung sehen. Wir laufen noch zu dem kleinen Hügel vor dem Schafkogel hinüber, um einen letzten schönen Blick auf den Roller zu werfen. Beim Absteigen haben wir den Schafkogel fest in unserem Kopf. Beim nächsten Mal wollen wir ihn gehen.
Hütteneinkehr im Wimmertal
Wir wandern die lange Gerade durch den Wald zurück zum Wegweiser und zweigen dieses Mal in die andere Richtung ab. Im Wimmertal möchten wir noch in eine Hütte einkehren. Kurz nach dem Abzweig geht es zügig auf einem Wirtschaftsweg zur Jausenstation Wimmertal und zu Klammer‘s Jausenhütte hinab. Beide Hütten sind nur fünf Gehminuten voneinander entfernt.
Jausenstation Wimmertal: Einkehr mit Kindern
Wir haben nun die Qual der Wahl: Bei der Jausenstation Wimmertal bin ich vor einigen Jahren schon einmal gewesen. Sie schien mir schon damals eher die richtige Hütte für Familien mit Kindern zu sein. Mit Tretautos sausten die Kids damals auf dem Wirtschaftsweg hin und her. Kleine Kaninchen hoppelten über die Wiese.
Klammer’s Jausenhütte: Erholung für Erwachsene
Wir sind zu Zweit und haben keine Kinder dabei. Aus Neugier kehren wir deshalb in die neue Klammer‘s Jausenhütte ein. Die Alm wurde erst 2017 geöffnet und mit viel Arbeit aus einer älteren Hütte neu aufgebaut. „Gebürstet“ wurde das Holz, damit es wie neu wirkt, erzählt uns die Wirtin. Der Aufbau habe länger gedauert, als erwartet.
Obwohl Klammer’s Jausenhütte schon um 16 Uhr schließt, lässt die Wirtin die Hütte heute länger offen. Auf offener Flamme kredenzt sie nach Feierabend in der Stube einen Kaiserschmarrn für uns. Wir schauen ihr dabei zu, denn der einsetzende Regen hat uns aus dem Hüttengarten mit den gemütlichen Holzliegen vertrieben. Das macht aber nichts, denn von innen ist‘s in Klammer’s Jausenhütte genauso gemütlich. Hochwertig und urig zugleich.
Der Kaiserschmarrn ist lecker und wir ziehen nach unserem Besuch zufrieden auf dem Wirtschaftsweg in Regenkleidung davon. So freundlich und kundenorientiert haben wir nicht alle Wirte im Zillertal erlebt: Unsere Anfragen auf Facebook hat der Wirt schnell beantwortet, auch nach Feierabend wurden wir bedient und am Ende hätte uns die Wirtin sogar mit nach Gerlos genommen.
Der Roller und das Wimmertal: wild, romantisch und gastfreundlich. Wir kommen wieder. Servus, auf bald!
Fünf traumhafte Wanderungen im Zillertal unter 2.500 Metern
Es müssen nicht immer die ganz großen Höhen sein: Urige Hütten und schöne Wanderungen im Zillertal gibt es auch unter 2.500 Metern. Eine der urigsten Hütten ist die Karlalm auf 1.750 m. Erfahrt mehr über dieses wunderbare Ziel in unserem Blogbeitrag über fünf traumhafte Wanderungen im Zillertal unter 2.500 Metern.
Vielen Dank für den Tipp. Leider haben wir ihn erst jetzt, einen Tag vor unserer Abreise entdeckt. Vielleicht besuchen wir den Roller nächstes Jahr. LG Sandra und Michael aus Altena (D, NRW)