Es gibt Tage, an denen wir nicht einmal unseren Hund oder unsere Katze vor die Tür jagen würden. An solchen Tagen ist eine kurze Regenwanderung am Flughafensee in Berlin-Tegel genau das Richtige für trübe Gemüter.
Fernweh bei Schlechtwetter
Hier am Flughafensee können wir uns an grauen Schlechtwetter- und Wintertagen unserem Fernweh hingeben: Nacheinander hebt eine Maschine nach der anderen vom Flughafen ab und wir schauen vom Ufer des Flughafensees dabei zu.
Eine Stunde unterwegs bei Regen
Unsere Tour verschafft uns gerade mal etwas mehr als eine Stunde Bewegung: an schlechten und kalten Tagen wollen wir darauf aber trotzdem nicht verzichten. Mit einem Schirm und Regenkleidung bewaffnet ziehen wir los, nichtsahnend, dass doch noch eine nette Überraschung auf uns wartet.
Start in der Sterkrader Straße
Wir starten am Ende der Sterkrader Straße in Berlin-Tegel. Dort kommen wir auf einen Waldweg, dem wir nach rechts folgen: Wir laufen an einem kleinen Häuschen vorbei, dass vollgesprayt wurde und sehen kurz darauf schon den breiten Sandstrand des Sees – ideal zum Baden bei schönem Wetter.
Der Flughafensee: Sand für den Bau des Flughafens?
Bei uns kommt die Frage auf, ob der See einst künstlich entstand: Wurde hier in den 50ern das Material ausgehoben, um den Flughafen Tegel zu bauen? Google macht es uns nicht leicht, die Antwort zu finden. Selbst auf Wikipedia ist kein Verlass.
Es stimmt: Kiesaushub für den Flughafenbau
Doch die zeitliche Übereinstimmung und die Nähe zum Flughafen kann kein Zufall sein. Wir googeln länger und finden einen vagen Hinweis dazu im Netz, bei der Berliner Morgenpost. Tatsächlich stimmt es: Der Sand, der an dieser Stelle ausgehoben würde, wo heute der See ist, wurde für den Bau des Flughafens genutzt.
Die Tour der Gegensätze
Auf unserer Seite ist der Weg am See recht hoch gelegen, sodass wir einen guten Blick auf die Startbahn des Flughafens haben. Die Flugzeuge sind uns hier sehr nah, der Fluglärm laut. Im nächsten Moment, wenn keine Maschine mehr abhebt, genießen wir die Ruhe der Natur und kommen zu einem Zaun des Vogelschutzgebietes von Nabu. So erleben wir eine Tour der Kontraste – einen künstlichen See mitten in der Stadt, den sich die Natur immer mehr zurück erobert.
Fernweh? Das haben wir bei diesem schlechten Wetter mit Blick auf die Flugzeuge sofort, auch wenn wir dafür nicht unbedingt fliegen müssen. Wir freuen uns auf unsere nächsten Touren im Zillertal.
Der schönste Ausblick im Zillertal: die Panoramatour zum Kellerjoch
Vogelschutzreservat von Nabu
Nach einigen Minuten am Sandstrand erreichen wir ein kleines Blockhaus und sehen erst auf den zweiten Blick, dass es zu Nabu gehört. Der Naturschutzbund betreut hier das Vogelschutzreservat, dass es schon seit 1983 gibt. Das Reservat ist besonders wichtig, denn der Flughafensee wurde schon früher grossflächig zum Baden genutzt. So konnten sich in der Vergangenheit kaum verschiedene Vogelarten am See ansiedeln.
Das Reservat soll das ändern: Am Blockhaus hängt Nabu immer Sonntags Informationen zum Vogelschutzreservat auf und gibt gegen eine Spende an kühlen Tagen Glühwein aus. Eine kleine Überraschung, die uns den kalten Tag versüßte…
Auf dem kleinen Aussichtspodest vor der Blockhütte erhaschen wir einen guten Blick auf das Vogelschutzareal. Wir finden, das Reservat ist eine schöne Sache, denn zum Baden ist hier am See im Sommer immer noch mehr als genug Platz.
Der schönste Blick auf den Flughafensee
Als der Regen weniger wird, laufen wir an der Blockhütte vorbei und zweigen nach links weiter in den Wald ab. Wir verlassen nun den See und orientieren uns weiter am Zaun des Vogelschutzreservats. Er führt uns nach einer Weile für kurze Zeit nach links zurück an den See in eine Sackgasse. Dort haben wir den schönsten Blick auf den Flughafensee.
Zurück auf dem Weg laufen wir nur noch ein Stück weiter in den Wald hinein. Dann erreichen wir schon den Zaun des Flughafengeländes – für uns an diesem Tag ein ausreichendes Ziel.
Und so sind wir die einzigen bei diesem Sauwetter, die sich ohne Vierbeiner vor die Tür getraut haben. Denn hier am Flughafensee sind genug Herrchen mit ihren Hunden unterwegs – und alle haben Sie eines gemeinsam: Sie sind auch bei Regenwetter beim Gassigehen unheimlich glücklich.
Durch Zufall bin ich auf diesen Bericht gestoßen. Ich wohne schon mehr als 50 Jahre
in seiner nähe. Als mein Sohn noch klein waren sind wir dort oft schwimmen
gegangen. Als der Junge dann größer war bin ich oft Sonntags alleine bis zum
Zaun gegangen und habe zugeschaut wie die Flugzeuge starten und landen.
Am Neujahrs Morgen bin ich losgegangen um den Flughafen zu umrunden.
Schlechtes Wetter gab es für mich nicht. Meine letzte Wanderung habe ich am
1. Januar 2017 unternommen.
In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar erlitt ich einen Schlaganfall.
Damit war es leider vorbei mit den Spaziergängen.
Lieber Manfred,
wir freuen uns einerseits, dass Du unseren Bericht gefunden hast und so zumindest virtuell am See gewesen bist, andererseits sind wir natürlich traurig, dass Du dort nicht mehr spazieren gehen kannst. Wir haben Deinen Kommentar leider spät entdeckt. Wenn wir Dir irgendwie eine Freude machen können, lass es uns wissen. Ansonsten alles Gute für Dich und komm gut durch Corona
Christina von tourtricks.de