Schlepzig Biergarten Seinerzeit

Spreeradweg: Etappe 2 von Rietz-Neuendorf nach Schlepzig

Was ist typisch für den Spreewald? Kahnfahren, Spreewaldgurken, Plinse? Es sind Nutria. In Schlepzig, am Ziel unserer zweiten Etappe treffen wir sie hautnah.

Nutrias, die kleinen Sumpfbiber, ziehen mich sofort in ihren Bann. Putzig sind die kleinen, braunen Nager, die sich ruhig und kaum hör- und sichtbar durch die Spree schlängeln. Ganz genau müssen wir in freier Wildbahn auf‘s Wasser schauen, um sie zu entdecken. Dass wir sie am Ziel in Schlepzig hautnah erleben, ahne ich am Morgen unserer zweiten Etappe noch nicht. Frisch geduscht und mit etwas Muskelkater schlürfe ich über den Landhausfußboden unserer Unterkunft zum Frühstück hinüber.

Alwine Landhaus: Genießerfrühstück und Lämmchen Josefine

Mit Thomas beginne ich den Tag entspannt mit einem Frühstück auf der Sonnenterrasse des Alwine Landhauses. Lachs, Eier, Obst und guter Kaffee aus der Rösterei Bad Saarow: ein mega Frühstück, dass uns so begeistert wie unser Zimmer. Hier stimmt das Gesamtkonzept: modernes Landhaus mit hochwertigen Produkten vom Land.

Frühstück Alwine Landhaus
Frühstück im Alwine Landhaus: Top-Qualität und Genuss auf der Sonnenterrasse

Vor unserer Abfahrt halten wir noch ein kleines Schwätzchen mit dem Eigentümer des Landhauses. Er läd uns ein, sein kleines Lämmchen Josefine auf der Weide zu besuchen. Thomas und ich machen uns auf den Weg und stapfen durch die hohen Gräser zur Weide hinüber.

Mähh, mähhh, mähh – immer lauter hören wir eines der Lämmchen jammern. Herzzerreißend. Dann erkennen wir die missliche Lage, in der sich Lämmchen Josefine befindet. Die großen Maschen des mit Strom geladenen Maschendrahtzauns haben sich um ihren Hals gewickelt. In ihrer Panik zieht Josefine mehr und mehr am Maschendrahtzaun. Dieser schnürt sich um ihren Hals zu, wie eine Schlinge. Thomas rennt los und holt Hilfe herbei. Endlose Minuten vergehen. Ich leide mit Josefine.

Der Eigentümer eilt herbei und stellt den Strom des Zauns ab: Josefine im Schwitzkasten entheddern wir das Wirrwarr der Maschen um ihren Hals. Kaum ist sie frei, springt sie erst irritiert, dann mutig davon. Schnell zurück zur Herde. Sie läuft normal. Alles scheint ok zu sein. Zeit für uns, endlich aufzubrechen.

Lämmchen Josefine vom Landhaus Alwine
Josefine nach der Rettungsaktion: Das kleine Lämmchen ist wieder wohlauf

Heute stehen 65 Kilometer auf dem Programm – 25 weniger als gestern auf unserer ersten Etappe des Spreeradwegs. Von dem schönen Flair des Alwine Landhauses sind wir in bester Stimmung und freuen uns auf die Höhepunkte dieser Etappe. Die erste Sehenswürdigkeit ist das älteste Haus der Mark Brandenburg.

1. Beeskow: Das älteste Haus der Mark Brandenburg (nach 10 km)

An der Kirche in Beeskow liegt das älteste Haus der Mark Brandenburg. Das beigefarbene Haus aus dem 15. Jahrhundert ist mit braunen Balken durchzogen – ein klassisches Fachwerkhaus, wie wir es auch aus unserer Heimatstadt Bernau kennen. Nur mit Glück und Beharrlichkeit entkommen wir den Fängen der forschen Museumsführerin: Als Bäuerin verkleidet stampft die kräftige Frau in ihrer mittelalterlichen Robe auf uns zu. Bedrohlich und forsch. Mein Fluchtinstinkt setzt ein: Schnell zum Stadttor von Beeskow und weiter zum Tiefen See.

Das älteste Haus in Beeskow
Das älteste Haus in Beeskow: ein schönes Fachwerkhaus mit dunkelbraunen Holzbalken

2. Gaststätte & Seeterrasse Tiefer See (nach 17 km)

Eine Wundertüte ist die Gaststätte und Seeterrasse Tiefer See. Von außen wirkt sie durch ihren altmodischen Flachbau wenig einladend, beim Toilettengang entpuppt sie sich als echte Überraschung – mit einem rustikalen Gastraum und einem modernen Wintergarten am See. Einen Moment lang bereue ich, mit Thomas draußen am Imbiss zu sitzen.

Gaststätte und Seeterrasse Tiefer See von außen
Gaststätte und Seeterrasse Tiefer See: von außen ein Imbiss, von innen ein gemütliches Restaurant

3. Café & Bäckerei Hacker in Trebatsch

Die kleine Dorfbäckerei Hacker neben der neugotischen Kirche in Trebatsch ist die letzte Gelegenheit an Snacks und Getränke zu kommen. Sie ist Bäckerei, Café, Tante-Emma-Laden und Kiosk in einem. Im Gastgarten vor der Bäckerei essen wir Soljanka und Bockwurst und nehmen Kuchen für später mit, denn eine lange Durststrecke steht uns bevor.

Bäckerei Hacker Trebatsch
Dorfbäckerei Hacker in Trebatsch: Letzte Station für Snacks & Getränke

4. Holzzugbrücke Briescht (nach 28,5 km)

Für ein paar schöne Fotos halten wir auf der Spreebrücke in Briescht. An der 72 Meter langen dunkelbraunen Holzzugbrücke kommt bei uns inmitten der schönen Spreelandschaft das erste Mal echtes Spreewald-Feeling auf. Danach heißt es weiter Strecke machen – bis Neuendorf am See.

Spreebrücke Briescht
Spreebrücke in Briescht: Spreewaldgefühl auf dem Fernradweg

5. Wasserwanderrastplatz in Neuendorf am See

In Hohen Neuendorf am See kommt für uns die Rettung. Der romantische Wasserwanderrastplatz, der kurz vor dem Ortsausgang ausgeschildert ist, ist kaum besucht und kommt mit einer schönen Holzbank am Ufer der Spree daher. Wir packen unseren mitgebrachten Kuchen aus und stärken uns für die letzten Kilometer. Wie immer ist die Spannung bei uns groß: Wird uns die nächste Unterkunft gefallen?

Wasserwanderrastplatz Neuendorf am See
Ein lauschiges Plätzchen an der Spree: der Wasserwanderrastplatz in Neuendorf am See

Appartment-Pension Spreewald Marie in Schlepzig

Zugegeben: Die Spreewald Marie hatte es nach unserer erstklassigen Übernachtung im Landhaus Alwine wirklich schwer bei uns. Das Landhaus setzte die Messlatte hoch an: Wie sollte die Spreewald Marie das noch übertreffen?

Mit viel Kundenservice, Freundlichkeit, perfekter Organisation – und einer echten Spreewald Marie, die sich mit viel Engagement und Leidenschaft um alles kümmert.

Alles lief schon bei unserer Anfrage perfekt. Obwohl die Spreewald Marie ihre Appartments und Ferienwohnungen normalerweise nicht für eine Nacht vermietet, drückte sie bei uns beide Augen zu und nahm uns kurzfristig bei sich auf. Sie zeigte uns: Jeder Gast zählt für sie.

Spreewald Marie Spinte Stube Schlepzig
Spreewald pur in der gemütlichen Spinte Stube der Spreewald Marie in Schlepzig

In der liebevoll gestalteten Gästemappe unseres Appartment „Spinte Stube“ finden wir alles, was wir vor Ort wissen müssen. Getränke und Snacks gibt es in einem separaten Raum nebenan – für einen kleinen und fairen Preis. Die relativ neuen Zimmer punkten bei uns mit Spreewald-Feeling, Gemütlichkeit und Sauberkeit. Nur das Frühstück müssen wir uns selbst besorgen, beim Bäcker 50 Meter weiter.

Gerade eingezogen in unserer Spinte Stube zeigt mir Google wo wir unsere knurrenden Mägen heute Abend füllen. Eine gute Bewertung von über vier Sternen lockt uns in einen Gasthof ein paar Meter die Straße hinunter.

Schnitzelgate im Gasthof zum Unterspreewald

Wir sollten das erste Mal lernen, dass Google-Bewertungen nicht stimmen müssen. Als das Schnitzel im Gasthof zum Unterspreewald kommt, ist Thomas schon beim bloßen Anblick satt. Die Panade ist so eben und gleichmäßig wie eine Wand, die gerade gespachtelt wurde. Unmöglich, dass der Koch das Schnitzel frisch geklopft und paniert hat. Tiefkühlkost! Thomas hat sie sofort entlarvt. Wir sind bedient, zahlen und gehen.

Rettung im Brauhausbiergarten

Im Brauhausbiergarten des Resorts Seinerzeit in Schlepzig am Hafen gibt‘s nach Küchenschluss noch ein Schmalzbrot mit Gurken für uns. Wir sitzen direkt an der Spree und ich kann meinen Augen kaum trauen. Kleine Biber! Noch nie hatte ich sie so nah gesehen. Bis auf wenige Zentimeter traut sich ein Nutria an uns heran und lässt sich in Ruhe beim Fressen am Ufer beobachten. Nomnomnom. Wie süß! Mein Herz schlägt höher. Ich möchte die ganze Nacht hier bleiben. Und so endet unsere Tour wie sie begann: mit einem einzigartigen tierischen Erlebnis, das wir so schnell nicht vergessen werden.

Nutria in Schlepzig im Biergarten des Ressorts Seinerzeit
Nutria in Schlepzig im Biergarten des Ressorts Seinerzeit

Spreeradweg: zweite Etappe im Überblick

Und hier die Eckdaten unserer zweiten Etappe:

Start: Rietz-Neuendorf hinter Fürstenwalde
Ziel: Schlepzig
Entfernung: rund 65 km
Übernachtung: Spreewald Marie
Frühstück: Nein, Bäckerei nebenan
Fahrradraum: nein, Fahrräder auf Innenhof einschließbar
Kosten: 75 Euro für Doppelzimmer
Hinweise: Übernachtung für eine Nacht als Ausnahme

Spreeradweg: unsere Tourenplanung in sechs Etappen

Ihr habt unseren Tourenbericht gern gelesen und wollt bald selbst den Spreeradweg fahren? Holt Euch unsere komplette Tourenplanung mit Übernachtungsmöglichkeiten – in unserem Blogbeitrag „Spreeradweg: unsere Tour in sechs Etappen“.

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